Hungerland. Arbeit und Armut um die Mitte des 19. Jahrhunderts im Ruedertal

Datum: Freitag, 27. November 2020Wegmann-Franz
Zeit: 20.00 Uhr
Ort: Museum Zofingen

Referentin: Ursula Maurer

Das letzte Strohdachhaus in der Gemeinde Schmiedrued , abgebrochen 1962
(Aufnahme von 1955/1960, Sammlung Roland Frei)

Kurz nach der Gründung des Bundesstaates kam es im Aargau zu einer Hungersnot. Besonders betroffen war das karge, abgelegene Ruedertal. In amtlichen Berichten ist von Vätern die Rede, die Kartoffeln stahlen, damit ihre Familien nicht verhungerten, und von Müttern, die ihre Kinder auf Betteltouren statt in die Schule schickten. In den 1850er Jahren erwähnen die Behörden sogar mehrere Hungertote. Die Quellen zeigen: Die meisten Talbewohnerinnen und Talbewohner ― egal ob Heimweber, Kleinbäuerin, Landarbeiter oder Strohflechterin ― lebten schon in ganz normalen Jahren am Rand der Armut. Kamen Arbeitslosigkeit, Krankheit, Missernten oder politisch unruhige Zeiten, so rutschten viele von ihnen unaufhaltsam ins Elend ab. Der Grund für ihre prekäre Situation lag nicht nur, aber zu einem wesentlichen Teil, bei den jämmerlichen Löhnen: Gemäss einem Bericht an den Regierungsrat verdiente beispielsweise ein erfahrener Heimweber Ende Juli 1854 «bei grösstem Fleisse» etwa vier Franken dreissig pro Woche. Laut einer Abrechnung der Schlossgutsbesitzerfamilie May von Rued kostete ein Kilogramm Brot im gleichen Sommer rund 42 Rappen.

Das Referat basiert auf dem 2019 erschienen Buch Hungerland. Armut und wirtschaftliche Not im Ruedertal um 1850.

Ursula Maurer

Ursula Maurer hat nach der Ausbildung zur Primarlehrerin in Aarau an der Universität Zürich Geschichte studiert und danach an einer Berufsschule unterrichtet. Nach einem Zusatzstudium in Architekturgeschichte arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Denkmalpflege des Kantons Bern. Heute ist sie freiberufliche Historikerin und lebt in Zürich.

Wir bitten um eine Anmeldung zum Referat bis am 25. November 2020.
Platzzahl im Museum auf 20 beschränkt. Als Alternative kann das Referat in einem (kostenpflichtigen) Livestream geschaut werden.